Green Building Summit 2011


Business (not) as usual

 

Text: Dagmar Hotze

 

23. Februar 2011 - Green Building – the next level, unter diesem Motto stand der 4. Green Building Summit zu dem sich die führenden Köpfe der deutschen Immobilienwirtschaft in der europäischen Umwelthauptstadt Hamburg am 21. und 22. Februar 2011 trafen. Wie sehen sie aus, die nächsten Schritte, jetzt, wo alle Parameter, die zur Nachhaltigkeit in der Branche beitragen, eigentlich bekannt sind? Wann und warum Gebäudezertifikate - eigentlich bekannt; Mehrkosten und Mehrwert für bzw. von nachhaltigen Gebäuden – eigentlich aufgezeigt; Ansätze für ein nachhaltiges Portfolio- und Risikomanagement – eigentlich kommuniziert. Von einer integrierten Umsetzung und praktischen Anwendung nachhaltiger Kriterien ist die Branche (bis auf wenige Ausnahmen) noch entfernt. Zunehmend wird deutlich, dass Nachhaltigkeit zu strukturellen Veränderungen in Unternehmen und im Geschäftsmodell führen wird, ja führen muss. Wie also reagieren auf den ausgemachten Megatrend des beginnenden 21. Jahrhunderts?

 

Täglich grüsst das Murmeltier

 

Wer annahm, dass Transparenz, Innovation und Vernetzung die Umsetzung nachhaltiger Prozesse beschleunige, wurde durch die Vorträge der Referenten aus dem Bundesumweltministerium, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und der Stabsstelle Energie und Verkehr der Europäischen Kommission, in die Realität zurückgeholt. Das Wirrwarr aus Zuständigkeiten, Förder- und Forschungsprogrammen, Gesetzesinitiativen und Incentives wird erhalten bleiben. Was die Situation der Immobilienwirtschaft nicht einfacher macht. Im Gegenteil. Sie muss den Beteiligten – allen voran den Investoren und späteren Nutzern - verargumentieren, warum nachhaltiges Bauen, Zertifizierung und kontinuierliche Optimierungsprozesse ökonomisch sinnvoll sind und langfristig betrachtet werden müssen. Nachhaltigkeit als vorteilgebender Wirtschaftsfaktor, nicht als verordnete Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Wohl dem, der seinem Auftraggeber differenzierte Lösungen anbieten kann. Der Markt bestimmt, nicht die Murmeltiere! Und der Markt braucht Diskussionsplattformen, wie die informativen Round Table-Gespräche am Nachmittag (Zertifizierung, Energieeffizienz in Krankenhäusern, Green Warehouse Concept, Rechtliche Aspekte, etc.) zeigten, bei denen sich die Teilnehmer aktiv in das Geschehen einbrachten, ihre Erfahrungen austauschten. Ein schöner Impulsgeber, der gute Möglichkeit schuf, Netzwerke zu knüpfen.

Das VELUX LichtAktiv Haus lädt Interessierte bis August 2011 ein, das zukunftsweisende Modernisierungsprojekt zu besichtigen | Foto: VELUX Deutschland GmbH
Das VELUX LichtAktiv Haus lädt Interessierte bis August 2011 ein, das zukunftsweisende Modernisierungsprojekt zu besichtigen | Foto: VELUX Deutschland GmbH

Early Action und Option „B-Lösung“

 

Auch wenn sich die gesamtwirtschaftliche Situation momentan zum Positiven wendet, werden die „alten Zustände“ nie wiederkehren. Wie schon beim Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert, so erfordert auch dieser Jahrtausendwechsel Mut zu neuem Denken und Handeln, merkte Prof. Dr. Harald Kloft, Vorsitzender des diesjährigen Summit, an. Die Präsentation gelungener Projekte, wie das LichtAktiv Haus von VELUX (Katharina Fey, VELUX Deutschland GmbH), das EcoCommercial Building „Die Sprösslinge“ (Bert Tilicke, tr.architekten) und der Bericht von Bernd Kaimer, CEO, SANHA Kaimer GmbH & Co. KG, über seine Erfahrungen als Eigentümer und Nutzer eines energieeffizienten Industriegebäudes, waren daher um so gewinnbringender.

Holztrag- und Fassadenkonstruktion mit grossflächigen Fensterbändern; ausgezeichnet mit dem DGNB-Zertifikat in Gold: Industriegebäude NiroSan Multifit GmbH & Co. KG, Großharthau-Schmiedefeld | Fotograf: Clemens Ortmeier
Holztrag- und Fassadenkonstruktion mit grossflächigen Fensterbändern; ausgezeichnet mit dem DGNB-Zertifikat in Gold: Industriegebäude NiroSan Multifit GmbH & Co. KG, Großharthau-Schmiedefeld | Fotograf: Clemens Ortmeier

Ein weiterer Gesichtspunkt sei das Monitoring und Bewerten von Nachhaltigkeit, wie Prof. Dr. Norbert Fisch, Leiter des Instituts IGS, und Michael Sauerwein, Geschäftsführung bauperformance GmbH, darlegten. Erst die kontinuierliche Evaluierung von ökonomischen, energetischen und auch sozialen Messwerten, mache die Auswirkungen von Nachhaltigkeit deutlich.

 

Ihre Ergebnisse sind entscheidend für die Legitimation von Nachhaltigkeitskriterien. Hier steht die Branche erst ganz am Beginn. In der Immobilienbewertung spielt Nachhaltigkeit noch keine sonderliche Rolle, die nachweisliche Energieeffizienz von Gebäuden durch ein Energiemonitoring steht noch am Anfang und das messbare Wohlbefinden der Nutzer in grünen Immobilien ist ein weites Feld. Kurzum, alles steckt in der Pilotphase.

 

Erste verwertbare Ergebnisse durch DGNB-zertifizierte Gebäude 

 

Um so wichtiger sind die Auswertungen der ersten DGNB-zertifizierten Gebäude. Sie werden zeigen, wie und an welchen Stellschrauben unter Umständen nachjustiert werden muss. Je früher die Ergebnisse offen auf dem Tisch liegen, um so besser für die gesamte Nachhaltigkeitsdebatte. Denn aus ihnen lassen sich wertvolle Rückschlüsse auch für nichtzertifizierte Gebäude ziehen -Informationen, die der gesamten Branche zugute kommen! 

 

Vor diesem Hintergrund waren besonders die beiden letzten Vorträge erhellend, die sich mit Sustainability auf Unternehmensebene (Prof. Dr. Sven Bienert, IREBS Insititut für Immobilienwirtschaft) und dem nachhaltigen Immobilienmangement (Vanessa Caspar, Consultant pom+ Consulting AG) befassten. Beide Referenten gaben den Teilnehmern ein Bündel an Hausaufgaben mit. Zu lösen ist folgendes Problem: Wie integriert man Nachhaltigkeit in unternehmerische Prozesse und Strukturen? In einem Jahr, beim nächsten Green Building Summit, werden alle schlauer sein.

 

Zum Schluss bleibt zu Wünschen, dass sich der Branchentreff

inhaltlich so gut weiterentwickelt, wie bisher. Denn ab dem kommenden Jahr werden die Pilotphasen überwunden sein müssen. Danach zählen harte marktwirtschaftliche Facts, mit denen sich die Unternehmen und ihre Bestände am Markt behaupten müssen. 365 Tage können sehr kurz sein.