The Shard in London


Alles was der Himmel erlaubt 

 

Autorin: Dagmar Hotze

 

13. April 2012 - Gibt es eine Finanzkrise? Oder einen in die Bredouille geratenen Immobilienmarkt? Ja, sicherlich. Doch wen kümmert das, wenn er Immobilien für Übermorgen entwickelt. Mit 310 Metern Höhe wird "The Shard" nach seiner Fertigstellung (voraussichtlich Mai 2012) das größte Hochhaus Europas sein. 72 der geplanten 87 Stockwerke stehen bereits – Restaurants, Apartments und ein Shangri-La Hotel werden in die „Scherbe“ einziehen. Auch wenn man an eine Ökobilanz kaum denken mag, angesichts der gigantischen Baumaterialschlacht, erfüllt der Wolkenkratzer dennoch höchste Ansprüche an Nachhaltigkeit. So entwickelte zum Beispiel BASF spezielle Bauzusatzstoffe für einen "grünen Beton". Errichtet wird das Green Building nach den Vorgaben von BREEAM "Excellent", der zweithöchsten Auszeichnung für Nachhaltigkeit, den das UK-Green Building Label vorsieht.  

Hochhäuser zum Wohlfühlen

 

Die vertikale Stadt soll ein perfektes Öko-Modell werden: kurze Wege kombinieren Arbeiten, Wohnen, Einkaufen. Vielleicht ist das Bio-Hochhaus gerade deswegen mehr als ein Spekulationsobjekt zu wagemutiger Immobilieninvestoren. "The Shard", entworfen von Stararchitekt Renzo Piano, möchte nicht nur ökologisch und ökonomisch nachhaltig erfolgreich sein, sondern Visionen eröffnen, architektonisch und städtebaulich Neues wagen - worüber sich Experten trefflich streiten. Schauen wir uns das Projekt also in bewegten Bildern an, um zu verstehen, worum es geht.

Old Economy in neuen Schläuchen?

 

Trotz der visionären Anmutung und den umweltfreundlichen Qualitäten gibt es Kritiker, die in "The Shard" wenig mehr sehen, als ein Symbol der Finanzwelt, die sich selbst inszeniert. Ein Schelm wer Böses dabei denkt, spielt Imagebildung bei derartigen Prestigebauten immer eine Rolle. Interessant sind hingegen die Überlegungen von Hal Foster, Kunstprofessor an der Universität Princeton, der fragt, in wie fern die Transparenz des Gebäudes die Transparenz der Prozesse im Inneren widerspiegeln. Ein Einwurf, über den sich die am Bau Beteiligten und darüber hinaus mit Immobilien und Architektur Beschäftigten Gedanken machen sollten, wenn sie zukunftsfähig bauen wollen. Ökologie ist das eine, Ökonomie das andere. Aber in wie weit sind Green Buildings demokratisch bzw. fördern demokratisch-transparente Strukturen? Sollen sie das? Können Sie das? Will man das? 

London calling - Die Finanzmetropole Nr. 1 

 

Spinnt man Fosters These weiter, könnten daraus spannende 

Diskussionen über "grüne" Immobilien und ihre auch gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit entstehen. Wie auch immer. London als Finanzplatz Nr. 1 in Europa, will (und muss!?) seine Stellung halten und ausbauen. Die Präsentation des BBC-Reporters macht deutlich, dass neben ästhetischen, ökologischen und gesellschaftlichen Überlegungen, ein Hauptkriterium bestimmend ist: "The Shard" muss sich rechnen, andernfalls wird es ein Scherbenhaufen - nicht nur für den Investor. 

The Shard mit Google Street View besuchen

 

Wer einen Eindruck von der Umgebung in London Bridge bekommen möchte, kann "The Shard" mit Google Street View besuchen. Die Aufnahmen sind relativ neu, so dass das Gebäude zur Hälfte fertiggestellt ist.