Managementleitfaden soll Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft verankern

 

19. Juni 2014 - Das Thema Nachhaltigkeit, als Gleichgewicht aus ökologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung, ist in der Immobilienbranche (noch) nicht systematisch verankert. Mit einem jetzt veröffentlichten Managementleitfaden der Finanz-Initiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (kurz UNEP-FI) soll sich das ändern: Er soll weltweit Akteure der Immobilien-, Finanz- und Versicherungswirtschaft dabei unterstützen, Nachhaltigkeit auf allen Handlungsebenen in die Unternehmensstrategie einzubinden. Federführende Autoren waren Wirtschaftswissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).

Nachhaltigkeit weiter denken: Nach der technischen Umsetzung muss die ökonom-strategische Anwendung folgen | © greenIMMO
Nachhaltigkeit weiter denken: Nach der technischen Umsetzung muss die ökonom-strategische Anwendung folgen | © greenIMMO

„Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche ist nicht nur ein gesellschaftspolitisches Ziel, sondern schafft auch einen finanziellen Mehrwert für Unternehmen“, sagt David Lorenz, Experte vom Fachgebiet Immobilienwirtschaft des KIT. Gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Lützkendorf hat er den Leitfaden „Sustainability Metrics“ zur Umsetzung eines unternehmensbezogenen Nachhaltigkeitsmanagementsystems für die Immobilienwirtschaft federführend mitgestaltet und die wissenschaftlichen Grundlagen dafür erarbeitet. Die Wissenschaftler identifizierten unter anderem Nachhaltigkeitskriterien für die Immobilienbranche, zu denen neben Wärme- und Schallschutz beispielsweise auch die Ergebnisse einer Ökobilanz oder die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit von Baumaterialien zählen. Außerdem analysierten sie, wie sich diese Nachhaltigkeitsaspekte auf ökonomische Erfolgsfaktoren auswirken können und welche Schwierigkeiten sich für Unternehmen beim Umsetzen von Nachhaltigkeitsstrategien ergeben. Darauf aufbauend entwickelten sie Handlungsempfehlungen anhand von bewährten Praxisbeispielen. 

 

Strategische Ansätze fehlen bisher

 

„Die größten Herausforderungen bestehen unserer Einschätzung nach darin, nachhaltigkeitsrelevante Daten systematisch zu erheben, unternehmensintern zu bündeln und an international vergleichbaren Standards auszurichten“, so Lützkendorf. Eine Onlinebefragung der KIT-Wissenschaftler ergab beispielsweise: 81 Prozent der Immobilienunternehmer und Wertermittler führen einen „Nachhaltigkeits-Check“ durch, doch nur 16 Prozent erfassen und nutzen diese Informationen strategisch. Unzureichende Dokumentations- und Kommunikationsstrukturen verhinderten, dass Nachhaltigkeitsmerkmale in Entscheidungen der Unternehmensspitze einflössen und zu Zielvorgaben für neue Investitionen würden, erklärt Lützkendorf. Dabei seien es gerade Eigenschaften, wie Energieeffizienz, die Qualität der Raumluft oder die Lebensdauer von Bauprodukten, die Betriebs- und Instandhaltungskosten senkten, Nutzerkomfort und Gesundheit förderten und den Marktwert einer Immobilie auch längerfristig sicherten.

  

In 24 Best-Practice-Empfehlungen zeigt der Managementleitfaden daher, wie Immobilienunternehmen den Nachhaltigkeitsgedanken in bestehende Geschäftsroutinen, Methoden der Wertermittlung und Entscheidungsprozesse einbinden und davon profitieren können. Dazu gehört etwa, für alle Gebäude Objektdokumentationen anzulegen, diese lebenszyklusbegleitend zu aktualisieren und bei Neuinvestitionen einzufordern. „Wir brauchen verbindliche Standards, um Immobilien branchenweit beschreiben, vergleichen und umfassend bewerten zu können“, sagt Lorenz. Die Energieeffizienzrichtlinie der Europäischen Kommission sei nur der erste Schritt. Es sollte stärker als bisher analysiert werden, welche Nachhaltigkeitsmerkmale den Wert von Immobilien beeinflussten und in welcher Größenordnung ihr Einfluss liege. Für den deutschsprachigen Raum haben die KIT-Wissenschaftler mit NUWEL bereits einen detaillierten Leitfaden erstellt, der Grundlagen für die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Wertermittlung erläutert. Im UNEP-FI Managementleitfaden verweisen sie darüber hinaus unter anderem auf Vorgaben der UN-geförderten Initiative „Principles for Responsible Investment“ sowie der „Global Reporting Initiative“, die sich weltweit für eine nachhaltigere Wirtschaft einsetzt, und machen sie für die immobilienwirtschaftliche Praxis zugänglich.

 

Hier finden Sie den vollständigen Bericht zum Download sowie Informationen zum Leitfaden für Nachhaltigkeit und Wertermittlung von Immobilien (NUWEL).


RICS stellt weltweiten Leitfaden zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten in Bestandsgebäuden vor

 

25. September 2013 - Mit der Veröffentlichung des Leitfadens „Sustainability: improving performance in existing buildings“ bietet die RICS einen Leitfaden an, um Gebäude während des gesamten Lebenszyklus (Standort, Planung, Bau, Betrieb, Instandhaltung, Renovierung, Abriss) nachhaltig und ressourcenbewusst gestalten zu können. Nach Angaben der RICS nimmt aktuell die politische und wirtschaftliche Unterstützung für „grüne Themen“ sowie die soziale Verantwortung der Unternehmen weltweit zu. So sind in der Immobilienwirtschaft derzeit Anreize und Leistungen für Mieter, Eigentümer und Investoren zu verzeichnen, die es zum Ziel haben, die Nachhaltigkeit ihrer Immobilien zu prüfen und zu verbessern. 

Nachhaltigkeitspotenziale erkennen und "wecken" geht (fast) überall | © greenIMMO
Nachhaltigkeitspotenziale erkennen und "wecken" geht (fast) überall | © greenIMMO

Chartered Surveyors sind in der Lage, für Bestandsobjekte Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln. Sie können zudem den Nutzen aufzeigen, die nachhaltige Konzepte erwirken. Der aktuelle Leitfaden enthält dazu einen Maßnahmenkatalog der bewährten Verfahren. Mit den nun vorliegenden Standards möchte die RICS Experten eine konkrete Richtschnur an die Hand geben, wie man den Aspekt der Nachhaltigkeit besser in bestehende Immobilien integrieren kann.

 

Der RICS-Leitfaden gibt Empfehlungen und bietet zudem Kostenschätzungen, um beispielsweise einen Strategieplan zur Modernisierung aufzustellen. Außerdem bietet der Leitfaden viele Praxistipps an, die sich an realen Verbesserungen und nicht an theoretischen Modellen orientieren.

 

Hier können Sie den Leitfaden online bestellen


Deutsche Immobilienunternehmen strategisch schlecht aufgestellt 

 

22. März 2013 - Bei der strategischen Weiterentwicklung von Unternehmen (Business Development) schlummern in der deutschen Immobilienwirtschaft erhebliche ungenutzte Potenziale. Einerseits sieht die Immobilienwirtschaft die strategische Unternehmensentwicklung als erfolgskritischen Faktor für die Zukunft, andererseits attestiert sich die Branche zugleich großen Nachholbedarf. Dies ist ein Ergebnis des Snapshot "Strategische Unternehmensentwicklung in der Immobilienwirtschaft" von Ernst & Young Real Estate.

 

Der Snapshot basiert auf 25 persönlichen Telefoninterviews mit Geschäftsführern von Immobilienunternehmen. Nur rund 4 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über eine eigenständige Abteilung für die strategische Unternehmensentwicklung.

Orientierung auf der Großbaustelle "Business Development" | © greenIMMO
Orientierung auf der Großbaustelle "Business Development" | © greenIMMO

Andere Länder und Branchen im Vorteil

 

"In anderen Ländern und Branchen zeigen sich ein besseres unternehmerisches Verständnis und eine höhere Bedeutung für die strategische Unternehmensentwicklung", kommentiert Dietmar Fischer, Partner bei der Ernst & Young Real Estate GmbH, die Ergebnisse. Vor allem US-amerikanischen Unternehmen komme hier eine Vor-reiterrolle zu. "Sie sehen die strategische Unternehmensentwicklung als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie. In der deutschen Immobilienwirtschaft läuft das Business Development oft noch nebenbei mit."

 

Zu wenig Zeit im Tagesgeschäft

 

Meist liege die Aufgabe im Verantwortungsbereich der Geschäftsführung - der Umfrage zufolge in fast 6 von 10 Fällen. "Das zeigt, dass das Thema zwar in der Theorie als wichtig erachtet wird, jedoch in der Praxis nur teilweise im Fokus steht", sagt Fischer. So äußerte die Mehrheit der Interviewten, dass im Tagesgeschäft zu wenig Zeit bleibe, um sich intensiv mit Fragen der strategischen Unternehmensentwicklung auseinanderzusetzen.

 

Markt-, Kunden- und Produktstrategien im Fokus

 

In der Praxis zeigt sich der Umfrage zufolge, dass Markt-, Kunden- und Produktstrategien zu den wesentlichen Aufgabenfeldern der strategischen Unternehmensentwicklung zählen. Rund 95 Prozent der Befragten bestätigten dies. Aber auch die Standort- und Expansionsplanung werden noch von knapp 70 Prozent der Interviewten als Schwerpunkte im Rahmen ihres Business Development genannt. Die Entwicklung von Markenstrategien oder das Bilden strategischer Allianzen stellen für jeweils rund 50 Prozent regelmäßige Aufgaben der Strategieplanung dar. "Im Rahmen einer umfassenden Unternehmensentwicklungsstrategie sollten nach außen gerichtete Maßnahmen, die Märkte, Kunden, Produkte und Wettbewerber betreffen, und nach innen gerichtete Ansätze wie Optimierungen der Organisationsstrukturen und Prozesse nahtlos ineinandergreifen", so Fischer.

 

Zukünftige Herausforderungen

 

Das regulatorische Umfeld sowie die sich ändernden Nutzer- und Investorenanforderungen werden als die größten Herausforderungen für den Bereich der strategischen Unternehmensentwicklung angesehen. Fischer dazu: "Der kontinuierliche Wandel im Markt erfordert eine permanente Anpassung."


Leitfaden für nachhaltige Instandhaltung veröffentlicht

 

VALTEQ und IVG stellen die gemeinsam entwickelte Checkliste der Immobilienwirtschaft zur Verfügung

 

6. November 2012 - Wie kann die regelmäßige Instandhaltung von Immobilien zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsperformance eines Portfolios genutzt werden? Der von VALTEQ und IVG gemeinsam entwickelte Leitfaden für die nachhaltige Instandsetzung dient dem IVG Asset Management als einfach zu handhabende Orientierungshilfe bei der Instandhaltungsplanung und zur Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie.

 

Ziel ist es, die vorhandenen Budgets so einzusetzen, dass neben der Beseitigung von baulichen Mängeln auch die Einsparung von Betriebskosten, die Zufriedenheit der Nutzer und die Schonung der Umwelt als Aufgaben der Bestandsentwicklung erkannt und berücksichtigt werden. Mit der Veröffentlichung dieses Leitfadens wollen die Verfasser ihre Erkenntnisse mit der Branche teilen und eine Diskussion darüber anregen, wie Nachhaltigkeitsaspekte in die regelmäßigen Geschäftsprozesse von Immobilieneigentümern integriert werden können.

 

In der veröffentlichten Checkliste wurden die tabellarisch erfassten Maßnahmen insgesamt 12 Gewerken oder Bauteilen zugeordnet, darunter z. B. Dach, Fassade, Elektroinstallation und Lüftung. In jeder Gruppe werden zunächst gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen mit einem Nachhaltigkeitseffekt sowie die Fristen für deren Umsetzung benannt. Die Maßnahmen werden beschrieben und dahingehend kategorisiert, ob durch ihre Umsetzung Betriebskosten gesenkt, der die Nutzerzufriedenheit erhöht oder die natürlichen Ressourcen geschont werden können. Für jede Maßnahme erfolgt abschließend eine tendenzielle Einschätzung der Kosten, die im Vergleich zu einer konventionellen Lösung zusätzlichen anfallen.

 

Den Leitfaden können Sie hier downloaden.