Rotterdam Central District (RCD)


Rotterdam: Die Stadt des ‚Grand Depart’ hat viel zu bieten

 

14. September 2010 - Pünktlich zum ‚Grand Depart‘, dem Start der Tour de France, blickt ganz Europa am 4. Juli 2010 nach Rotterdam. Die niederländische Hafenmetropole, der in diesem Jahr der Auftakt der Radrundfahrt zufällt, hat aus deutscher Sicht nicht nur Sportliches zu bieten. Für kaum eine Stadt könnte das Motto ‚Grand Depart‘, sprich: ‚großer Aufbruch’, treffender sein. Die 600.000-Einwohner-Stadt im holländischen Süden steht vor einschneidenden Veränderungen, die sie als eine der führenden europäischen Metropolen für das 21. Jahrhundert aufstellen sollen.

 

Schon jetzt ist Rotterdam die größte europäische Hafenstadt, die gerade für das deutsche Hinterland eine herausragende Bedeutung genießt. In Rotterdam werden mehr Waren nach Deutschland umgeschlagen als an allen deutschen Häfen zusammen. Entsprechend bunt und international ist traditionell das Rotterdamer Leben. ‚Typisch Rotterdam‘ ist deshalb auch, dass sich die Stadtbevölkerung aus 170 verschiedenen Nationen zusammensetzt. Ebenso international ist das unternehmerische Parkett der Metropole. Allein 100 deutsche Tochterunternehmen hat Rotterdam an die Mündung der ‚Nieuwe Maas‘ gezogen, viele von ihnen aus den Feldern Logistik, Transport und Energie. Sie profitieren vor allem von der herausragenden Infrastruktur, die Rotterdam zum wichtigsten Handelszentrum des Landes macht.

Der künftige Hauptbahnhof "Rotterdam Centraal Station" wird ein Blickfang der Innenstadt und verbindet mit Hochgeschwindigkeitsstrecke die Zentren den Niederlande und Europa |  © DNHK
Der künftige Hauptbahnhof "Rotterdam Centraal Station" wird ein Blickfang der Innenstadt und verbindet mit Hochgeschwindigkeitsstrecke die Zentren den Niederlande und Europa | © DNHK

Doch die Rotterdamer haben noch viel vor. Für mehr als zwei Milliarden Euro soll die Stadt in den kommenden Jahren ein völlig neues Gesicht erhalten. Unter dem Titel ‚Rotterdam Central District‘ (RCD) wachsen zurzeit spektakuläre Neubauten in den Himmel. „Eine Stadt mit einem Welthafen muss ein Zentrum besitzen, das internationale Ausstrahlung hat“, gibt Hafenchef Hans Smits die Richtung vor. Hans de Boer, Vorsitzender der Stiftung Rotterdam Central District, beschwört einen neuen Mobilitätsknotenpunkt für Mitteleuropa: „Künftig stehen in Rotterdam 600.000 Quadratmeter für innovative Unternehmen, Wohnungen und Freizeit zur Verfügung, die bestens mit dem Rest des Landes und internationalen Verbindungen vernetzt sind.“

 

Im Zentrum der neuen Rotterdamer Innenstadt liegt der Hauptbahnhof ‚Rotterdam Centraal Station‘, dessen gewaltige Baustelle derzeit noch den Stadtkern durchschneidet. Dort entstehen neue Hochgeschwindigkeitsstrecken, die Reisende mit allen europäischen Metropolen vernetzen sollen. Zum Flughafen Amsterdam Schiphol dauert die Reise künftig nur noch 20 Minuten. Von 2012 an wird das angeschrägte Dach des neuen Superbahnhofs auch architektonisch das Stadtbild prägen. Bis 2025 erwartet Rotterdam eine Steigerung der Passagierzahlen von derzeit 40 Millionen Reisenden im Jahr auf wahrscheinlich 75 Millionen. „Mobilität, die zentrale Lage und die Mischung aus verschiedensten internationalen Einflüssen wird das Central District zur neuen Visitenkarte Rotterdams machen“, ist De Boer überzeugt. Tatsächlich ist das Projekt gut angelaufen. So entstand im ehemaligen Gebäude der Zentralpost ein moderner Bürokomplex, der heute die höchsten Umweltstandards in den gesamten Niederlanden erfüllt. 450 Arbeitsplätze seien allein dort schon jetzt entstanden, so der Verein RCD. Insgesamt rechnen die Projektplaner mit 15.000 neuen Jobs durch das Innenstadtprojekt.

Der neue Baukomplex "Calypso" begeistert durch seine extravagante Fassade | © DNHK
Der neue Baukomplex "Calypso" begeistert durch seine extravagante Fassade | © DNHK

Als vorbildlich lobt die Stadt Rotterdam vor allem die Mischung aus alt und neu. So werden bekannte Wahrzeichen wie der 150 Meter hohe Büroturm ‚Delftse Poort‘, Hauptsitz des Versicherungskonzerns Nationale-Nederlanden, in das Konzept integriert. In Sichtweite wird im freilich demnächst das bizarre ‚Calypso‘ gegenüberstehen, ein Gebäudekomplex mit 400 Wohnungen, Geschäften und Büros, dessen Fassade mit farbigen Knicken und Brüchen durchsetzt ist und den Anschein erweckt, als würde sich das Haus bewegen.

 

„Für Investoren hat Rotterdam durch das Projekt an Interesse gewonnen“, sagt Hans de Boer. Tatsächlich ist der Konzern Shell unlängst nach Rotterdam zurückgekehrt. Kein Wunder, dass die Projektplaner im Central District gerade der Energiebranche gute Chancen geben. „Gerade Unternehmen, die sich mit innovativen Energieformen und Nachhaltigkeit beschäftigen, können hier auf engstem Raum zusammenkommen“, betont De Boer. Und meint damit nicht zuletzt deutsche Unternehmen: „Deutschland ist gerade bei den erneuerbaren Energien führend. Wenn deutsche Anbieter von unserer Infrastruktur profitieren können, wäre das für beide Seiten gut.“

 

INFO-KÄSTEN ROTTERDAM

Einwohner: 600.000 (März 2010)

Region Rotterdam: 1,2 Mio. Einwohner

55 Prozent der Rotterdamer sind zwischen 20 und 54 Jahre alt

Unternehmen: 46.000

Beschäftigte: 495.000 (Region Rotterdam)

Internationale Unternehmen: 1.100 (davon aus Deutschland fast 100)

 

Nachhaltigkeit

Umweltschonende Energie soll zum Markenzeichen Rotterdams werden. Das gilt nicht nur für verschärfte Umweltstandards am Rotterdamer Hafen, sondern auch für das neue Stadtzentrum. Die frühere Zentralpost ist schon heute das umweltfreundlichste Baudenkmal der Niederlande. Nach der Sanierung im Rahmen des Projekts ‚Rotterdam Central District‘ sank der CO2-Ausstoß um rund 40 Prozent. 75 Prozent der Fläche ist bereits vermietet.

 

Umweltschonend sind auch andere Projekte in der künftigen Innenstadt. Die Straßenbeleuchtung soll mit energiesparenden LED-Lampen erfolgen. Auf dem neuen Hauptbahnhof Rotterdam Centraal werden mehr als 70.000 Solarzellen installiert. Wie weit der Erfindungsreichtum im Rotterdam Central District reicht, zeigte bis vor kurzem auch der ‚Sustainable Danceclub‘. Auf dem Sustainable Dancefloor etwa wurde die Bewegungsenergie der Tanzenden in Elektrizität für die LED-Beleuchtung umgewandelt. Zurzeit sucht der Club zwar neue Geldgeber, doch das Prinzip inspiriert Betreiber über die Grenzen Rotterdams hinaus. Das gilt auch für die ‚Zero Waste Bar‘. Sie soll Müll so weit wie möglich vermeiden. Wenn er doch anfällt, wird er in elektrische Energie umgewandelt.

Der "Weena Point" prägt die neue Rotterdamer Skyline und bietet hochwertige Büroräume in einem attraktiven Wohn- und Freizeitumfeld | © DNHK
Der "Weena Point" prägt die neue Rotterdamer Skyline und bietet hochwertige Büroräume in einem attraktiven Wohn- und Freizeitumfeld | © DNHK

Logistik

Rotterdam gilt vielen als ‚der größte deutsche Hafen‘. Nicht zu Unrecht, denn in der niederländischen Metropole werden mehr Waren nach Deutschland umgeschlagen als an allen deutschen Häfen zusammen. Im ersten Quartal kletterte der Umschlag nach der Krise des Jahres 2009 (Umschlag gesamt: 385 Mio. Tonnen) um 14 Prozent auf 107 Mio. Tonnen. Gleichzeitig stieg der Gütertransport über die Schienenstrecke Betuweroute Richtung Ruhrgebiet von etwa 2000 Zügen im ersten Quartal 2009 auf nun 4000 Züge.

 

Mit der Erweiterung des Hafens (Tweede Maasvlakte) um 20 Prozent erhofft sich Rotterdam eine deutliche Steigerung des Güterumschlags. Der Hafen bietet schon heute 86.000 Arbeitsplätze und ist Sitz zahlreicher Logistik- und Containerunternehmen. Die gut ausgebaute Infrastruktur ins Hinterland macht Rotterdam zur führenden europäischen Drehscheibe im Handelsverkehr. Der internationale Flughafen Schiphol, 2009 mit einem Frachtaufkommen von 1,3 Mio. Tonnen und 44 Mio. Passagieren der fünftgrößte Frachtflughafen Europas, ist in weniger als einer halben Stunde erreichbar. Künftig soll der neue Rotterdamer Hauptbahnhof die Reisezeit sogar noch verkürzen.

 

Architektur

Die einzige Skyline der Niederlande: Nach der Zerstörung der Innenstadt im Zweiten Weltkrieg wurde die neue Architektur für Rotterdam prägend. Für viele ist die Erasmusbrücke das einzige niederländische Architektursymbol mit internationalem Wiedererkennungswert. Bald schon soll der 165 Meter hohe Maastoren, das höchste Gebäude der Niederlande, zu einem neuen Wahrzeichen heranwachsen. Zusammen mit dem Euromast, dem Montevideo und dem Neuen Luxor Theater wird es den Anblick des ‚Manhattan an der Maas‘ prägen.

 

Spektakulär entwickelt sich auch der Ausblick auf die Rotterdamer Innenstadt. Das ‚Rotterdam Central District‘ verbindet bestehende Bausubstanz wie den Milleniumtoren und das Einkaufszentrum Plaza mit neuen, Aufsehen erregenden Entwürfen wie dem künftigen Bahnhofsarreal, dem Weena Point, dem bunten Bürokomplex Calypso und dem gewaltigen Arbeits- und Freizeitgebiet Schiekadeblok.

 

Die weltberühmten Kubus-Wohnungen, die St. Laurens-Kirche und das ‚Witte Huis‘, der erste Wolkenkratzer Europas, ziehen ebenfalls Besucher aus aller Welt an. Auch das industrielle Erbe Rotterdams wird in Ehren gehalten. So dient die monumentale Van Nelle Fabrik heute als Ideen- und Produktschmiede, und der ehemalige Komplex im Lloydkwartier ist das Herz der audio-visuellen Industrie Rotterdams.

 

Bildung und Kultur

Rotterdam verfügt mit der Erasmusuniversität über eine der renommiertesten Hochschulen der Niederlande. Mehr als 11.000 Studenten sind dort eingeschrieben. Hinzu kommen fast 15.000 Studenten der Rotterdamer Fachhochschulen. Das Rotterdamer Medizinzentrum gilt als Nummer 1 der klinischen Forschung in Europa, die RSM MBA zu den zehn besten Business Schools. Mehr als 20 große Museen, 24 Theater und zahllose Events locken jährlich etwa 15 Millionen Besucher nach Rotterdam. Ihnen stehen 60 Hotels und fast 1.100 Restaurants und Cafés zur Verfügung.

 

Internet

www.rotterdam-centraldistrict.nl