Potsdamer Platz wird erstes nachhaltiges Stadtquartier
27. Juni 2011 - Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und SEB Asset Management lassen in einem gemeinsamen Pilotprojekt erstmals ein ganzes Stadtquartier, den bekannten Potsdamer Platz in Berlin, auf dessen Nachhaltigkeit untersuchen.
Das Projekt „Quartier Potsdamer Platz“ wurde von Anfang an von Bauökologen betreut. Sowohl für die Zeit während des Bauens als auch für den Betrieb der insgesamt 19 Gebäude nach Fertigstellung wurde ein begleitendes ökologisches Konzept entwickelt und umgesetzt: Gesundheits- und umweltgerechte Baustoffe wurden verwendet, Energieverbrauch und Schadstoffausstoß minimiert.
Nachhaltiges Energie- und Umweltkonzept
Das Urbane Gewässer des Quartiers Potsdamer Platz weist eine
Gesamtgrundfläche von circa 1,2 Hektar auf. Das Gesamtvolumen der Wasserfläche beläuft sich auf circa 12.000 m³. Der Grundgedanke des am Potsdamer Platz umgesetzten Regenwasserkonzeptes ist, das Regenwasser dort zu belassen, wo es anfällt. Hierzu wurden verschiedene Maßnahmen realisiert: Unter anderem wurde rund ein Drittel der insgesamt 50.000 m² Dachflächen begrünt. Ein Teil des Regenwassers wird durch diese Dachbegrünung aufgesogen und verdunstet – die trägt zur Verbesserung des Klimas in der Umgebung bei. Was die Pflanzen der Dachbegrünung nicht verbrauchen, wird in fünf großen Zisternen mit einem Gesamtvolumen von circa 2.600 m³ gespeichert.
Wasser steht für den Betrieb des urbanen Gewässers, für die Bewässerung der Außenanlagen sowie für die Toilettenspülungen einzelner Gebäude zur Verfügung. Resultat: Die eingesparte Trinkwassermenge beträgt im Jahresdurchschnitt immerhin rund 20 Millionen Liter.
"Energiefresser" mussten draußen bleiben
Auf energiezehrende Klimaanlagen wurde verzichtet. Stattdessen lassen sich alle Fenster öffnen und ermöglichen eine natürliche Lüftung, wodurch ein natürliches Raumklima gewonnen wird. Die Bürohäuser verfügen über ein ausgefeiltes Lüftungs- und Fassaden-System. Dadurch werden die Temperaturschwankungen zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten optimal genutzt. Das gilt auch für die Atrien. Dazu werden die wärmespeichernden Eigenschaften des Stahlbetons genutzt, was zu einer weniger schwankenden Raumtemperatur beiträgt. An den Hochhäusern sorgen teilweise Doppelfassaden für klimatische Anpassungsfähigkeit. Der Außenseite vorgesetzt und der jeweiligen Wetterlage angepasst, dämpfen Glasflächen den Wind, reduzieren Lärm, lassen aber Licht und Frischluft zu den Fenstern durch. Somit können auch in den hochgelegenen Etagen die Fenster geöffnet werden. In Räumen mit erhöhtem Kühlungsbedarf regulieren Kühldecken mit zirkulierendem Kaltwasser die Temperatur. Der Einsatz dieser Gebäudetechnik erlaubt gegenüber einer Klimaanlage rund 50 Prozent der Primärenergie einzusparen.
Die Wärme und Kälte beziehen alle Gebäude aus dem Heizkraftwerk Mitte. Es arbeitet durch moderne Strom-Wärme-Kopplung besonders umweltschonend. Aufgrund der Kombination von Gas- und Dampfturbinentechnik werden nahezu 90 Prozent der eingesetzten Brennstoffenergie in Strom und Wärme umgewandelt. Die Kälte wird in einer Zentrale vor Ort im Absorptionsverfahren aus der Fernwärme gewonnen. Somit kann die Abwärme des Kraftwerkes im Sommer zur
Kühlung der Gebäude verwendet werden.
Durch die Gesamtheit dieser Maßnahmen verringert sich der Kohlendioxidausstoß gegenüber einer herkömmlichen Energieversorgung um 70 Prozent. Jährlich wird hierdurch die CO2-Emission von circa 9.600 Einfamilienhäusern eingespart.
Frei Fahrt für mehr Nachhaltigkeit
Das Quartier Potsdamer Platz ist frei von oberirdischem Lieferverkehr und nimmt damit eine Ausnahmestellung im Zentrum Berlins ein. Um die Straßen frei von Lieferverkehr zu halten, erfolgt die Bewirtschaftung der Potsdamer Platz-Gebäude unterirdisch.Bis zu 260 Fahrzeuge können hier täglich be- und entladen werden.
Das 4.500 qm große Ver- und Entsorgungszentrum in 15 Metern Tiefe verfügt über 18 LKW-Rampenplätze. Die Waren werden unterirdisch mit Elektroautos oder Hubwagen zu den einzelnen Gebäuden befördert. Ebenso wird die Entsorgung des Mülls hier zentral vorgenommen. Dabei erfolgt die Mülltrennung nach insgesamt 13 verschiedenen Abfallsorten. Neben der Trennung von Glas, Papier und Verpackungsmaterial werden auch be- und unbehandeltes Holz, Folien, Speisereste, Speiseöl und Styropor separat entsorgt.
Um die Abfalltransportvorgänge zu reduzieren, wurde für den Nassabfall (ca. 80% Wasseranteil) aus Restaurationsbetrieben eine Dehydrierungsanlage installiert, die den Restwassergehalt der Speisereste auf ca. 20 Prozent reduziert.
Ausführliche Unterlagen zum Projekt finden Sie hier.
Quelle: SEB Asset Management AG
Zum Nutzungsprofil "Neubau Gemischte Stadtquartiere, Version 2012" der DGNB gelangen Sie hier.