Altersunabhängiges Wohnen


Wohnungsmarkt nicht für demografischen Wandel gerüstet

 

9. September 2014 - Der Bedarf an barrierefreien Wohnungen wächst, denn Deutschland wird immer älter. Laut jünster Erhebung des Bundesamtes für Statistik werden 2030 mehr als 36 Prozent der Bürger über 60 Jahre sein. Doch bislang ist nur ein Bruchteil der Wohnungen auf die Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitätseinschränkung zugeschnitten. Bei ImmobilienScout24 waren lediglich 6 Prozent aller Wohnungen, die im Jahr 2013 auf dem Portal zur Miete oder zum Kauf angeboten werden, als barrierefrei gekennzeichnet. Im Städtevergleich schneidet Freiburg im Breisgau mit 18 Prozent am besten ab. Schlusslicht ist Hoyerswerda mit gerade einmal 0,4 Prozent an barrierefreien Wohnungen.

Barrierefreiheit sollte vor der Haustür beginnen | © greenIMMO
Barrierefreiheit sollte vor der Haustür beginnen | © greenIMMO

Bedarf wächst, aber Mangel an adäquatem Angebot


Nicht nur für Senioren sind barrierearme Wohnungen für ein selbstbestimmtes Leben wichtig, sondern auch Menschen mit Mobilitätseinschränkung benötigen besondere Anforderungen wie breite Türen, bodengleiche Duschen und einen stufenlosen Zugang. Trotz des steigenden Bedarfs erfüllt nur ein Bruchteil der Wohnungen diese Anforderungen. Eines der wichtigsten Kriterien für Senioren und Rollstuhlfahrer bei der Wohnungssuche ist ein barrierefreier Zugang. Freiburg im Breisgau, Fulda, Karlsruhe und Donau-Ries bieten prozentual die meisten Wohnungen, die dieses Kriterium erfüllen. Dagegen gibt es in Hoyerswerda, Wesermarsch und Sömmerda kaum Angebote für diese Zielgruppe. Wenn die Wohnung nicht ebenerdig liegt, sind Fahrstühle ein wichtiges Kriterium. Dabei schneiden die Großstädte wie München und Berlin besonders gut ab, aber auch Freiburg liegt unter den Top 5. Hoyerswerda belegt auch im Fahrstuhl-Ranking den letzten Platz und ist daher für Menschen mit Mobilitätseinschränkung nicht zu empfehlen.


Top 5 Städteranking: Wohnungen mit Merkmal „barrierefrei“

1. Freiburg im Breisgau 18,3 Prozent

2. Fulda (Kreis) 16,9 Prozent

3. Karlsruhe 16,7 Prozent

4. Schwäbisch Hall (Kreis) 15,9 Prozent

5. Donau-Ries (Kreis) 15,8 Prozent


Schlusslichter:

Sömmerda (Kreis) 0,7 Prozent

Wesermarsch (Kreis) 0,5 Prozent

Hoyerswerda 0,4 Prozent


Von der Seniorenwohnung zum Social Improvement District

 

Autorin: Dagmar Hotze | Fotos: greenIMMO

 

14. April 2014 - Erinnert sich noch jemand an den Science-Fiction-Kultfilm Flucht ins 23. Jahrhundert (Originaltitel Logan's Run) aus den 1970iger Jahren? Der Zuschauer wird in eine Zukunft entführt, in der die Menschen frei von Sorgen in einer Wohlstandsgesellschaft in unterirdischen Städten leben. Das Alter der Bewohner ist jedoch auf 30 Jahre begrenzt. Haben sie es erreicht, werden sie automatisch von einem Kontrollsystem erfasst und in "das Karussell" geschickt - eine Todesmaschine, vor der es kein Entrinnen gibt. Älter werden als tödliches Tabu! War ich mit 10 Jahren gefesselt von dem Plot, beschleicht mich heute - über 30 Jahre später - ein Unbehagen, wenn ich mir den Film anschaue. Ist vielleicht doch etwas dran an der negativen Utopie?

Wohnungsmodernisierung: Außen top, innen Flop? | Bild: greenIMMO
Wohnungsmodernisierung: Außen top, innen Flop? | Bild: greenIMMO

Denn heute geht das Schreckgespenst einer überalterten Gesellschaft um. Damit assoziiert werden explodierende Kosten, Armut und Pflegebedürftigkeit. Wo sollen die vielen Pflegeeinrichtungen herkommen, in denen "die Alten" untergebracht werden, fragen nicht Wenige. Was die Politik über Jahrzehnte an gesellschaftlicher Gestaltung versäumt hat, erwischt die Wohnungswirtschaft jetzt kalt: Sie muss mit ihren Beständen Antworten auf die unterschiedlichen Altersbilder und Wohnwünsche finden. Und dass, wo sie gleichzeitig die energetische Gebäudesanierung und die Energiewende schultern muss und für bezahlbaren Wohnraum sorgen soll. Wie lässt sich der heraufziehende "Vielfrontenkrieg" abwenden, damit man nicht zum Getriebenen wird?

 

Wohnkomfort grotesk: Außen hui, innen pfui

Die Krux mit dem altersgerechten Umbau von Wohnungen liegt vor allem darin, dass er selten im Zusammenhang mit anderen Zukunftsthemen der Immobilienwirtschaft gesehen wird, wie etwa die Notwendigkeit Energie effizienter zu nutzen, die Stärkung von Quartieren oder die zunehmende Digitalisierung der Gebäudeinfrastruktur. Stattdessen wird jedes Handlungsfeld isoliert betrachtet, geplant und umgesetzt.

 

Welche groteske Situation dadurch für den "Wohnkomfort" von älteren Menschen entstanden ist, zeigt sich beim Thema Energetische Gebäudesanierung. Da werden zig Millionen Euro in die Ertüchtigung der Gebäudehülle gesteckt, während die Modernisierung des Gebäudeinneren sträflich vernachlässigt wird. Ein Beispiel aus meinem Umfeld macht den Irrwitz deutlich: Vor wenigen Monaten rutschte meine hochbetagte Nachbarin im konventionell ausgestatteten Badezimmer ihrer teuer gedämmten Wohnung aus, stürzte, verletzte sich schwer und konnte nur mit Mühe das im Wohnzimmer befindliche Telefon erreichen, um Hilfe zu rufen. Sie wurde zum Pflegefall, war fortan auf fremde Unterstützung angewiesen und musste schließlich in eine Pflegeeinrichtung umziehen. Außen top, innen flop - Wohnkomfort grotesk! Nein, mein Altersschicksal wird nicht von Dämmung oder Duschtasse besiegelt!

Eine sinnvolle Vorgehensweise wäre, die individuelle Wohnsituation im Kontext der genannten Herausforderungen zu betrachten und darüber hinaus auch die Quartiersebene einzubeziehen. Dieser umfassende Ansatz bietet die Chance, zukunftsorientierte Maßnahmepläne für ganze Portfolien statt für Einzelgebäude und gar Wohnungen zu entwickeln, die suksessive abgearbeitet werden können, ohne immer wieder von vorne beginnen zu müssen.

 

Die im Januar 2011 von tns emnid veröffentlichte Untersuchung "Wohnwünsche im Alter" zeigt die von der Generation 50 plus bevorzugten Wohnformen: 67 % der Befragten (500 Mieter und 600 Wohnungs- bzw. Hauseigentümer) wünschen Wohnformen, die ein eigenständiges Leben in einer gewöhnlichen Wohnung oder einem Haus ermöglichen. Nur 15 % möchten mit 70 Jahren in einem Pflegeheim oder einer Seniorenresidenz untergebracht sein. 64 % der Altersgruppe zwischen 50 bis 59 Jahren ziehen einen Umzug vor, wenn die neue Wohnung besser ihren Bedürfnissen entspricht. Der Wunsch nach flexiblen Hilfsangeboten zur Alltagsunterstützung ist bei 77 % vorhanden. Betrachtet man dann jedoch die Situation der Befragten mit einem Einkommen unter 1.500 € genauer, relativieren sich die Wünsche: Diese Gruppe kann lediglich knapp 500 € monatlich für die Miete aufbringen und verfügt über kein Budget für zusätzliche Dienstleistungen. Es müssen also individuelle Lösungen für unterschiedliche Nutzertypen gefunden werden, die von baulichen Maßnahmen bis zu sozialen Services reichen.

 

Transformation in eine altersdifferenzierte Gesellschaft

Wie aber können Wohnungsanbieter diesen Ansprüchen gerecht werden, wo ihre Ausgangslage wirtschaftlich wie organisatorisch ebenso heterogen ist, wie die ihrer Mieter? Immerhin werden 14,5 Millionen Wohnungen von privaten Kleinanbietern (sog. "Amateurvermietern") betreut und 9 Millionen Wohneinheiten halten gewerbliche Vermieter im Bestand. Wie die Anzahl der altersgerechten Wohnungen von gerade einmal einem Prozent (das entspricht cirka 180.000 Wohnungen) auf die von der Bundesregierung gewünschten 3 Millionen im Jahr 2020 vor diesem Hintergrund gesteigert werden soll, ist fraglich. Mit den bisherigen gießkannenartigen Finanz-Incentives für Umbaumaßnahmen wird es nicht zu schaffen sein. Dringend benötigt werden vielmehr umfassende Perspektiven, wie die Transformation in eine altersdifferenzierte Gesellschaft sowohl in Metropolen als auch im ländlichen Raum gestaltet werden soll. Hier können (und müssen) sich Wohnungsunternehmen stärker als bisher mit ihrer Kompetenz einbringen. Denn der demografische Wandel stellt unsere gesamte über Jahrzehnte aufgebaute und bewährte Infrastruktur zur Disposition - von der verkehrlichen Anbindung über die öffentliche Daseinsvorsorge und das Gesundheitswesen bis zur Nahversorgung. Dieser schleichende Verfall bringt nicht nur das soziale Gefüge ins Wanken, auch finanziell werden die Folgekosten - angesichts leerer Haushaltskassen - nur mit Mühe zu schultern sein. Bereits heute lässt sich die Entwicklung am Wertverlust von Immobilien ablesen. Höchste Zeit zu handeln!

 

Historisch betrachtet waren genosschaftliche, kirchliche und kommunale Wohnungsgesellschaften in Krisenzeiten immer ein wichtiger Eckpfeiler für das gesellschaftliche Gleichgewicht. Ihre gut ausgebaute Infrastruktur ermöglicht soziale Betreuungsangebote, integrative Maßannahmen bis zu pflegerischen Dienstleistungen. Diese Schnittstellenfunktion könnte sich heute wieder von Vorteil für die Schaffung von altersgerechtem und zudem bezahlbaren Wohnraum erweisen. Die Voraussetzungen dafür sind durch Grundstücksbesitz und eigene Immobilienbestände denkbar gut. Denn ob freie Wohnungsträger in Zukunft ausreichend für bedarfsgerechten und gleichzeitig preiswerten Wohnraum sorgen können, ist angesichts steigender Grundstückspreise fraglich. Beste Chancen also, die Position als "Quartiersmanager" auszubauen.

 

Was ist der "Wohnstandard der Zukunft"?

Die mit dem altersgerechten Umbau von Wohnungen ebenso verbundene, nicht minder wichtige Frage ist: Welche Qualitäten machen den "Wohnstandard der Zukunft" aus? Sicherlich, es gibt Normen, Regelwerke, Initiativen und Zertifikate unterschiedlichster Coleur, die Teilaspekte eines zukunftsorientierten Wohnens berücksichtigen. Auch definiert die DIN 18040-2 die barrierefreie Planung, Ausführung und Ausstattung von altersgerechten Wohnungen. Überdies erproben seit Jahren zahlreiche geförderte Modellvorhaben, wie sich technologiebasierte Assistenzsysteme (in Fachkreisen als Ambient Assisted Living bekannt) in Wohnungen integrieren lassen. Endlose Kongresse, Messen und Tagungen begleiten die Bemühungen. Eine Erkenntnis hat sich indes (noch) nicht durchgesetzt: Wir brauchen Varianten für einen Wohnkomfort unabhängig jeder Altersklasse und für jeden Geldbeutel. Jedoch keine Pläne für "potemkinische Seniorendörfer", pflegenden Hausroboter oder das obsolet gewordene Leitbild der deutschen Kleinfamilie im Reihenhaus.

Zeitgemäßer Wohnkomfort sieht anders aus: Wohnung im Hamburger Gängeviertel | Bild: greenIMMO
Zeitgemäßer Wohnkomfort sieht anders aus: Wohnung im Hamburger Gängeviertel | Bild: greenIMMO

Jenseits althergebrachter Muster denken und handeln

Wer seine Wohnungsbestände nutzerfreundlich umgestalten und gleichzeitig marktgängig halten möchte, ermöglicht fließende Übergänge zwischen unterschiedlichen Lebensabschnitten. Altersgechter Komfort gehört ebenso dazu, wie soziale Teilhabe. Um diese Flexibilität in Wohngebäuden bieten zu können, sind Immobilien-Strategen und Wohn-Visionäre gefragt, die tradierte Denkschemata hinterfragen und Wohnen im 21. Jahrhundert neu definieren. Wichtige Impulse können dazu von interdisziplinären Netzwerken auf lokaler Ebene ausgehen, die branchenübergreifende Dialoge anregen und Projekte initiieren. Gemeinsam mit den Verantwortlichen in Kommunen und den Bewohnern lassen sich so ganzheitliche Ansätze für zeitgemäße Wohnräume und Konzepte für generationsübergreifende Quartiere entwickeln. Die dadurch erzielten Synergien tragen außerdem zur Kostenreduktion bei. Idealerweise müsste man die Idee des Business Improvement District (BID) zum Social Improvement District erweitern. Diese Vision finde ich wesentlich attraktiver, als die, in 20 Jahren in ein Seniorendorf umziehen zu müssen oder gar in das "Karussell" aus dem Science-Fiction-Streifen verfrachtet zu werden!


GdW fordert "Masterplan Wohnen für ein langes Leben" 

 

20. September 2012 - "Wir brauchen mehr altersgerechte Wohnungen – allen voran im Wohnungsbestand", erklärte Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, heute auf dem "Zukunftsforum Langes Leben" der Gesundheitsstadt in Berlin. Kommunen, Pflegekassen und auch die Menschen seien schon heute finanziell damit überfordert, Ältere und Pflegebedürftige überwiegend in stationären Einrichtungen unterzubringen. "Auch, weil die Menschen es sich in der Regel wünschen, so lange wie möglich selbstbestimmt in ihrer eigenen Wohnung zu bleiben, müssen wir gemeinsam mit der Politik handeln", erklärte Gedaschko. "Wir brauchen einen Masterplan Wohnen für ein langes Leben – und zwar auch für jede einzelne Kommune."

Wie zukunftsfähig bzw. altersgerecht sind aktuelle Wohnungsneubauten? © greenIMMO
Wie zukunftsfähig bzw. altersgerecht sind aktuelle Wohnungsneubauten? © greenIMMO

Zu den Voraussetzungen dafür, dass Menschen möglichst lange und zufrieden in ihren eigenen vier Wänden leben können, zählen neben altengerecht gestalteten Wohnungen auch die Bereitstellung entsprechender technischer Assistenzsysteme sowie das Angebot von individuellen Dienstleistungen rund um das Wohnen. "Es ist dringend geboten, dass der Bund im Rahmen seiner Demografiestrategie wieder in die KfW-Förderung 'Altersgerecht Umbauen' einsteigt", so GdW-Präsident Gedaschko. Denn trotz aktuell niedriger Zinsen reicht das Eigenprogramm der KfW an dieser Stelle nicht aus, um den eigentlichen Bedarf abzudecken.

 

Zentraler Bestandteil eines solches Masterplans muss die finanzielle Unterstützung kommunaler Demografiekonzepte sein. Denn auch die kommunale Infrastruktur – also Straßen, Verkehr, öffentliche Gebäude und Dienstleistungen – gehört zum Masterplan "Wohnen für ein langes Leben dazu und muss ergänzend zum Programm "Barrierearme Stadt" angepasst werden.

 

Um einen Masterplan Wohnen für ein langes Leben erfolgreich umzusetzen, muss unbedingt der Quartiersbezug berücksichtigt werden – und hier die gesamtstädtische Planung unter Einbeziehung der sozialen, baulichen und städtebaulichen Situation ganzer Stadtquartiere und Nachbarschaften. Es liegt auf der Hand, dass ein barrierearmes oder -freies Gebäude in einem Umfeld mit vielen Barrieren wenig Sinn macht. Die beste gebäudebezogene räumliche Lösung und einzelfallorientierte Betreuung relativiert sich, wenn die wohnungsnahen Dienstleistungen nicht an die demografisch bedingten Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner angepasst sind. Bei der Anpassung der Quartiere sind spezielle Koordinatoren, sog. "Kümmerer" vor Ort notwendig, die den Bewohnern Hilfestellung in punkto Information und Beratung bieten.

 

Es bedarf darüber hinaus einer großen Pflege- und Gesundheitsreform, die den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff und den Grundsatz "ambulant vor stationär" berücksichtigt. Zudem müssten bestimmte telemedizinische Leistungen viel stärker in die Leistungskataloge der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden. Die Pflegekassen dagegen sollten die Kosten für den Betrieb von Assistenzsystemen in den Wohnungen auch für Menschen mit Pflegestufe "0" zulassen.

 

"Ein ganz wichtiger Aspekt des Wohnens für ein langes Leben wird häufig zu wenig in den Mittelpunkt gestellt", so der GdW-Chef. "Ehrenamtliche Helfer erbringen eine immense Leistung für die Gesellschaft und tragen so dazu bei, bezahlbare Dienstleistungen sicherzustellen. Menschen, die sich hier engagieren, sollten durch die Übernahme von Fahrtkosten und Aufwandsentschädigungen, die Förderung von Schulungen durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) und eine obligatorische Unfallversicherung unterstützt werden." "Wir können den demografischen Wandel nur bewältigen, wenn wir alle gemeinsam an einem – gut koordinierten – Strang ziehen", so Gedaschko abschließend.


Senioren fordern altersgerechte Wohn- und Quartierkonzepte

 

Auf dem am vergangenen Wochenende zu Ende gegangenen 10. Deutschen Seniorentag forderten Senioren altersgerechte und vor allem bezahlbare Wohnungen

 

7. Mai 2012 - Kaum ein Panel war so gut besucht, wie das in Halle D zum Thema „Wohnen im Alter“ im CCH in Hamburg. Zahlreiche Besucher mussten stehen, als Experten Projekte und Initiativen aus ganz Deutschland vorstellten. Unter reger Anteilnahme des Publikums wurden Wohnkonzepte aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert. Es zeigte sich, dass der Informationsbedarf enorm ist. Doch ebenso groß ist auch die Verwirrung.

Forderung von Bürgern in der  Hamburger Innenstadt | © greenIMMO
Forderung von Bürgern in der Hamburger Innenstadt | © greenIMMO

Neue Altersbilder sind gefordert

 

Was sind Senioren? Ist man schon ab 55plus ein Senior? Dabei geht man doch erst mit 67 in Rente! Und was ist mit den 70- und 80jährigen? Sind das vielleicht „Supersenior“? Welche Lebens- und Wohnbedürfnisse muss eine älterwerdende Gesellschaft zukünftig berücksichtigen? Fazit der Expertenrunden: Bisher ist die deutsche Gesellschaft kaum auf die Veränderungen eingestellt, die das Älterwerden von Millionen Menschen mit sich bringt. Zunächst müssen differenzierte Altersbilder gefunden werden, aus denen sich Wohnbedürfnisse und entsprechende Konzepte ableiten lassen. Momentan herrscht weitesgehend Ratlosigkeit und ein kaum durchschaubares Dickicht an Fördermitteln.

 

Als unbedingter Player wurde die Wohnungswirtschaft identifiziert, die sich bisher nur punktuell beim altersgerechten Wohnen engagiert. Zum großflächigen Engagement fehlen schlüssige Finanzierungs- und Geschäftsmodelle sowie eine branchenübergreifende Vernetzung mit anderen Partnern, damit ganzheitliche – und altersübergreifende! - Wohnlösungen gefunden werden.

 

Kaum bezahlbarer Wohnraum in Metropolen

 

Bleibt zuletzt die einstimmige Forderung der Senioren nach bezahlbarem Wohnraum, vor allem in Ballungsgebieten. Und dies ist die größte  Herausforderung, vor denen Kommunen in den kommenden Jahren stehen: Wie lassen sich gesellschaftliche und umweltrelevante Notwendigkeiten im Wohnungsbau mit ökonomischen Zwängen - bei gleichzeitig leeren Haushaltskassen - zusammenbringen!? Bürgerschaftliches Engagement in Kombination mit einer starken Vernetzung diverser Wirtschaftspartner, Gesundheitsdienstleister und der Wohnungswirtschaft wird die Quadratur des Kreises vielleicht lösen. Die Bundeskanzlerin rief in Ihrer Ansprache am 4. Mai die Senioren auf, sich aktiv einzubringen. Man wird also noch sehr viel von den „Alten“ hören.


Wohnen im Alter ist Wohnkomfort für Jedermann

 

22. September 2009 - Eigentlich denkt man nie darüber nach, wie man die Wohn-ungstüre öffnet, dass man sich bücken muss, um den Geschirrspüler zu füllen oder, dass man sich strecken muß, um an das Essgeschirr im Hängeschrank zu gelan-gen. In jungen Jahren geht alles leicht von der Hand. Erst mit zunehmendem Alter fallen einem diese alltäglichen Dinge schwerer und man wünscht sich, es gäbe kom-fortable Hilfsmöglichkeiten. Aber wie soll das gehen? Die Wohnung ist doch einge-richtet und alles fest installiert. Trotzdem gibt es hervorragende Möglichkeiten, den Wohnraum individuell nach den jeweiligen Bedürfnissen anzupassen. Und diejenigen, die einen Neubau planen, sollten bereits im Vorfeld an ihr eigenes Alter denken und entsprechende Vorkehrungen bei der Innenausstattung treffen. Wie das geht, zeigt der Filmbeitrag vom WDR.


Barrierefreie Lebenswelten: Zukunftsmarkt für Architektur und Handwerk

 

14. September 2009 - Viele Architekten tun sich nach wie vor schwer damit, nutzer-gerechte Lebenswelten zu entwerfen und zu bauen. Ganz anders dagegen die Produkthersteller für Haushaltsgeräte, Sanitär- und Küchenausstattungen. Mit ihren Innovationen haben sie den Markt der Zukunft erkannt: barrierefreie Alltagsgegen-stände, die das Leben angenehm machen - besonders für Senioren. Auch das Hand-werk kann davon profitieren, denn schließlich muss jemand die Einrichtungen paß-genau anbringen. Die REHACARE 2008 gab einen Überblick über kommende Pro-dukte. Man darf gespannt sein, ab wann sich das große schwedische Möbelhaus auf die "Kunden der Zukunft" einstellt.


Oma wird jetzt smart - Altersgerechte Assistenzsysteme wecken Interesse bei der Ärzteschaft

 

21. Juli 2009 - Die Abschiebung in ein Pflegeheim, raus aus der vertrauten Umgebung, bedeutet für ältere Menschen eine Katastrophe. Viele liebgewonnene Gewohnheiten und private Dinge müssen aufgegeben werden und das nur, weil das Risiko zu groß ist, sich im Alltag alleine nicht mehr zurecht zu finden. Wieso bedeutet Älterwerden eigentlich, sich bevormunden lassen zu müssen, fragen sich viele Betroffene.

 

Vermehrt denken nun Architekten, soziale Träger und Quartiersentwickler über bauliche Lösungen nach, die altersgerechten Ansprüchen von Komfort und Sicherheit gerecht werden. Auch die Ärtzeschaft befaßt sich mit den Auswirkungen einer älterwerdenden Gesellschaft und erkennt, dass technische Assistenzsysteme zunehmend eine Rolle in ihrem beruflichen Alltag spielen werden. Die Überlegungen gehen soweit, dass über die Verordnung von AAL als Heil- und Hilfsmittel nachgedacht wird oder über Interaktionsmöglichkeiten zwischen Arzt und Patient. Vor kurzem informierte das Deutsche Ärzteblatt seine Klientel ausführlich über Ambient Assistent Living (AAL).

 

Es macht Hoffnung, dass langsam ganzheitliche Wohn- und Baukonzepte entwickelt werden, die den Bedürfnissen von Senioren nach Mobilität und Selbständigkeit gerecht werden. Denn die Voraussetzung für die Akzeptanz von AAL-Systemen und Produkten ist auch, dass ein vernetzter Wohnstandard zur Regel wird.